Mit beiläufigem Schalk und beissender Ironie lässt Jim Nisbet die Welt der altmodischen kleinen Gauner und jene der skrupellosen Manager der digitalen New Economy aufeinanderprallen… Nisbet überzeugt nicht nur mit seinem Humor, sondern auch mit seiner wunderbaren Prosa, die auch übersetzt funktioniert.
-Hansjörg Eggenberger, Tagesanzeiger
Klinger heißt dieser eher kleine, eher unscheinbare Mann, der sich tapfer durchs Leben schlägt und es nicht mehr schafft, eine bürgerliche Existenz aufzubauen, aber durchaus eine ehrliche Haut genannt werden kann. So hat er sogar eine Art Freund: Mit ihm, Frankie Geeze, einem begnadeten Taschendieb, überfällt Klinger den App-Programmierer Phillip Wong. Ihr Opfer wehrt sich aber wie ein Berserker, die Sache geht schief. Klinger fällt dennoch dessen Smartphone in die Hände, auf dem sich wertvolle Algorithmen befinden. Klar weckt dieses Gerät Begehrlichkeiten, zumal Wong mit seiner Chefin und Ex-Freundin auf Kriegsfuß steht. Klinger gerät mit dem ortbaren Smartphone in die Fänge dieser Managerin, und in eine Welt ohne (moralische) Skrupel. Wenn man so will, endet sein Start-up-Unternehmen im realen Kapitalismus mit einer feindlichen Übernahme.
-Joey Schneider, Badische Zeitung
Klingers Leben kratzt am Bodensatz: „Unten war seine Bestimmung.“ Wenn es seine Dollarreserven hergeben, zieht der kriminelle Dauertrinker in eine Absteige. Ansonsten schlägt er sich auf den Straßen von San Francisco durch. Den Wert digitaler Neuerungen entdeckt Klinger erst, nachdem er den Programmierer Phillip überfallen hat. Denn danach besitzt der Ganove das Handy des IT-Genies. Und das will die smarte Marci unbedingt haben. Ein Underdog-Roman mit schwarzem Humor: Jim Nisbet konfrontiert den analogen Anti-Helden mit einer virtuellen „Welt ohne Skrupel“. Deren Gier überholt ihn beim moralischen Sinkflug. Aber Klinger ist ja schon unten.
– Buchjournal
Sein Reiz verdankt sich dem Umstand, dass Klinger ein heruntergekommener Krimineller ist, der seine Zeit in Absturzkneipen vertrödelt, während ihm Marci, steinreiche Profiteurin der New Economy, mit ihrer digitalen Welt auf den Leib rückt. Schon Hans Magnus Enzensberger entdeckte bei den Gangstern um Al Capone ein „konträres Moment“ – ihr „Herkommen aus einer exotischen, vorkapitalistischen, unassimilierten Vergangenheit“. Modernität und Altertümlichkeit fielen bei ihnen in eins, und „diese Zweideutigkeit, dieser Widerspruch ist der mythenträchtige Boden ihres Daseins gewesen. Mit dem Gangster erscheint im Gleichzeitigen Vorzeit, wandert ins Allerneueste das barbarisch Alte ein.
-Kai Spanke, FAZ
„Irgendwann hatte es Jim Nisbet erwischt. Obwohl als freier Autor fieser Romane ebenso geschätzt wie als Equipment-Case-Schreiner für Bands wie Grateful Dead, konnte sich der 72-jährige Noir-Veteran das Leben in der High-Tech-Metrolpole nicht mehr leisten und musste mit seiner Frau von San Francisco ins nördlich gelegene Sausalito umziehen. Zum Abschied hat er der Stadt, in der er immerhin ein halbes Jahrhundert lang gelebt hat, noch ein herrlich vergiftetes Abschiedsgeschenk hinterlassen.
-Gunter Blank, Rolling Stone
„Unter Noir-Fans ist der 2017 von San Francisco nach Sausalito umgezogene Jim Nisbet ein bekannter Name. Bei Pulp Master erschienen in den vergangenen Jahren seine tiefschwarzen Romane „Dunkler Gefährte“, „Der Krake auf meinem Kopf“ und „Tödliche Injektion“. Der Noir, inzwischen ein kleiner Klassiker, erschien in den USA erstmals im kultigen Black Lizard Verlag. „Welt ohne Skrupel“ ist ein weiterer tiefschwarzer Noir. Wie der Titel schon andeutet, ist die von Jim Nisbet präzise gezeichnete Welt eine Welt, in der jeder jeden betrügt und Nächstenliebe eine Mischung aus etwas Geld und einem kostenlosen Drink ist. Viel mehr soll über die sparsame Handlung dieser starken Charakterstudie eines alternden Möchtegern-Verbrechers, dessen Leben bislang sogar für eine richtige Gefängniskarriere zu uninteressant war, nicht verraten werden.
-Axel Bussmer, Kriminalakte
„Welt ohne Skrupel“ ist eine Mischung aus finsterem Schelmenroman und klassischem Noir in modernem Gewand. Das Aufeinanderprallen von Anachronismen und digitaler Herrschaftshoheit findet beiläufig statt, ist ein lakonischer Kommentar, der auf genauer Beobachtungsgabe basiert und kein moralinsaurer Diskurs eines alternden Autors, der sich in der Gegenwart unwohl fühlt. Nur Klinger wäre ohne Smartphone besser dran gewesen. Aber zurück geht’s nicht mehr. Nie. „Mach mir noch einen.“ Natürlich muss der Roman so enden. Kneipenphilosophie auf dem Prüfstand.
-Jochen König, martincompart.wordpress.com
San Francisco. Klingers Vorsatz, sich langsam mit doppelten Jamesons zu suizidieren, scheitert an allzu spontanen Versuchen, sich kriminell mit Trinkgeld zu versorgen und an der Hinterlist einer Femme Fatale aus dem Universum der Apps und Bytes. Thekenphilosophisch noir. Dauerregen.
-FAS Bestenliste