„Mit verschiedenen Perspektiven, die mühelos Zeiten wechseln, entspinnt sich daher in „Spielarten der Rache“ ein Inferno der Rache, das nur wenige überleben werden. Jahre werden in wenigen Sätzen abgehandelt, sogar in vielen Büchern enervierende Anrede des Lesers fügt sich hier hervorragend in den Stil ein. Als ein Serienmörder, der Frauen gewissermaßen zerschneidet, hinzu kommt, dachte ich für einen kurzen Moment, nun kippt der Roman. Aber bei Seamus Smyth ist er lediglich eine perfide Beigabe, die eine kleine Kursabweichung erfordert – und eine weitere Facette des eigentlichen Themas beleuchtet.
Ein mitreißendes, brutales Buch! “
-Zeilenkino, Sonja Hartl
„Ein ebenso bitterböses wie brillantes Stück Literatur. Schwärzer als Noir! Das ist keine lockere Unterhaltungslektüre, sondern ziemlich beklemmend. Und gerade deshalb höchst lesenswert.“
-Hanspeter Eggenberger, Krimi-Kritik
»Seamus Smyth‘ Red Dock. Er kann nicht vergessen, was die Klosterbrüder und die verlogene Gesellschaft getan haben. Stattdessen übernimmt er ihre Gefühlskälte und zelebriert in aller Akribie sämtliche „Spielarten der Rache“ [pulp master]. Die Manipulierbarkeit des Menschen auskostend. Geradezu höhnisch im Ausmaß der Gewalt. Und das mit einer dissozialen Lässigkeit, dass die Pulp-Fetzen nur so fliegen. Bisweilen grotesk bis aberwitzig. Doch genau damit legt er den Mittelfinger in die abstoßende Wunde unserer vermeintlichen Kultiviertheit.“
-Lars Albat, Choices
Und das ist, noch vor dem Krimi-Element, das Hauptthema des Buches: die himmelschreienden Umstände, unter denen Waisen in irischen Kinderheimen zu leiden hatten. Die katholische Kirche hatte sich so abgrundtief an den Jungen und Mädchen versündigt, dass sich 1999 sogar der irische Premierminister für das kollektive Versagen der Gesellschaft entschuldigte.
-Hansjörg Wangner, StZ
Smyths Hauptfiguren sind solche verwüsteten Seelen, die Rache an ihren Peinigern von damals nehmen. Und diese Rache ist genau abgrundtief irre, extrem grausam und wahnsinnig wie die Torturen an den Kindern. Smyth stellt sich klar auf die Seite der Opfer, aber nicht auf die der Rächer. Dazu bedient er sich des Serial-Killer-Motivs im Geiste Derek Raymonds. Der eine ist ein ansonsten empathiefreier Gangster, der Manipulator, der andere, der Manipulierte, ein bramarbasierender verhinderter Kunstmaler (ja, das ist schon so gemeint), ein Psychopath wie die Killer bei Derek Raymond, insbesondere in „I was Dora Suarez“, also jemand, der auch Kleinbürger oder Machthaber sein könnte, so wie der Psychoanalytiker Arno Gruen diesen Typus in seinem Schlüsselwerk „Der Wahnsinn als Realität“ beschrieben hat. Ein im besten Sinne ganz und gar furchtbares Buch.
-TW, Kaliber38 -Leichenberg
Es ist eine Welt der heillosen Düsternis, in die „Spielarten der Rache“ seine Leser hineinzieht, garniert mit abgründigem, schwarzem Humor, konsequent bis zum Schluss. Obwohl die Erzähler Red Dock, Picasso und Lucille im Mittelpunkt der vielschichtigen Handlung stehen, Verbrechen und ganz unterschiedliche Strafen breiten Raum einnehmen, wird der realistische, erschütternde und für Kirche und Regierung beschämende Hintergrund nie ausgeblendet. Das wahre Grauen braucht nur wenige, genau bemessene Zeilen, um sich seine Bahn zu schlagen. Und es bleibt völlig klar, trotz aller Faszination für einen schillernden Geist wie Red Dock, gehört „Spielarten der Rache“ den Opfern.
-Jochen König, Booknerds
„…denn Smyth ist einer der besten – auch sprachlich (sofern man das aufgrund der Übersetzung eines im Englischen nie veröffentlichten Buchs sagen kann), von den Charakteren und vom Plot her. Und düster-irisch ist dieser Krimi allemal: So brutal wie Smyth hat sich kein anderer irischer Autor mit den Missbrauchsskandalen der katholischen Kirche und der schützenden Hand des Staates über die Täter beschäftigt. Vielleicht ist es irischen Verlagen bis heute zu heiß, eine so brutale Anklage gegen diese Missstände zu drucken, wie es „Spielarten der Rache“ ist.“
-Carsten Germis, Polar Gazette
Roh, hart, gnadenlos, eiskalt und jenseits aller Moral – wie Seamus Smyth, geboren 1952, seinen finsteren Helden Red Dock als Inkarnation des Bösen inszeniert, das ist an Perfidie kaum zu überbieten. Außer durch die Realität, die Smyth in seinem Roman thematisiert, den massenhaften Missbrauch von Kindern in irischen Waisenhäusern im Namen von Kirche und Staat. Dieser Roman hält der Realität den Spiegel vor, und er muss das absolut Böse zeichnen, um auch nur halbwegs zu ermessen, welch unfassbarer Abgrund sich in diesem Spiegel auftut.
-Ulrich Noller, Funkhaus Europa
Irland. Dock und Picasso sind verstoßene Kinder. Gequält, zugerichtet in kirchlichen Arbeitsschulen. Hallo, jetzt sind sie erwachsen und auf Rachetrip. Dock bastelt an der Auslöschung seiner Aussetzungsfamilie, Picasso schnitzt lebende Blumenmädchen.
Angemessen böse Rückantwort auf systemischen Missbrauch.
-Tobias Gohlis, KrimiZeitBestenliste
„Und weil er seine Moral den Unbarmherzigen Brüdern verdankt, trifft seine Rache nicht die Verantwortlichen, nicht seine einstigen Peiniger, sondern völlig Unschuldige.“
-Thekla Dannenberg, Mord und Ratschlag
Der Ire Seamus Smyth hat sich für seinen Erstling „Spielarten der Rache“ einen wüsten Themenmix zusammengesucht und durch den Noir-Wolf gedreht. Er filtert aus den Missbrauchsskandalen um die katholischen Internate und Waisenhäuser einen bitterbösen und gewieft durchgeplanten Rachefeldzug eines ehemaligen Insassen, der zum psychopathischen Berufskriminellen mutiert ist, und kombiniert das Ganze mit den Streifzügen eines durchgeknallten Serienkillers namens Picasso, der Kunstwerke bastelt aus Körperteilen junger Mädchen. Da winken ganz unverfroren „Das Schweigen der Lämmer“ und „American Psycho“, Ratten, geifernde Hunde und ein unterirdisches Verlies inklusive. Wo die Erzählstränge zusammenlaufen, nimmt der Absurditätsgrad des Geschehens und seiner logistischen Abwicklung ungeahnte Höhen an, und die Parallelität von Grausamkeit in Erziehungsheimen und den Mordfantasien bekommt etwas Makabres.“
-Günter Grosser, Berliner Zeitung
„Für Leser hierzulande aber hält das Buch, das nicht einen positiven Helden hat, die Entdeckung eines Autors bereit, der nach eigenem Bekunden das Krimigenre nur als Transportmittel benutzt, um auf gesellschaftliche Missstände in seiner Heimat aufmerksam zu machen. Und das tut er auf eine Weise, die man nicht so schnell vergisst.“
-Dietmar Jacobs, literaturkritik