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Rezensionen – Nazi Paradise

„Das Szenario ist nicht mal so unrealistisch. Die Lokalpolitik in Neapel ist bekanntlich ein einziger Albtraum. Die Bürgermeisterin Rosa Russo Iervolino und der zuständige Gouverneur Antonio Bassolino stolpern von einem Skandal in den nächsten, ohne dass es zu Konsequenzen käme: Wie überall in Italien laufen auch hier die rechtsstaatlichen und zivilgesellschaftlichen Kontrollmechanismen ins Leere. Es ist darum nur konsequent, dass sich der 1978 geborene Angelo Petrella den Ereignissen vom äußersten Rand her nähert – und eine bösartige, politisch offensichtlich inkorrekte Position einnimmt. Vor dem Hintergrund des Trauerspiels der italienischen Demokratie kann sogar ein minderbemittelter Hooligan zur moralischen Instanz werden. Es ist gemein, aber es funktioniert: Man erwischt sich beim Lesen immer wieder auf der Seite des Skinheads.“
-Kolya Mensing, Tagesspiegel

„Natürlich darf man eine solche Erzählung nicht als Reportage lesen: Angelo Petrella leuchtet nicht aus, wie es in der Hooliganszene Neapels exakt zugeht; er ist schließlich „nur“ Schriftsteller, nicht Naziaktivist. Aber Petrella schafft es durch die Wahl seiner Erzählperspektive und seines Antihelden sehr bildstark darzustellen, wie kaputt die Gesellschaft ist, in der der Erzähler zu leben gezwungen ist: Eine demokratische Gesellschaft, deren oberste Repräsentanten statt durch kluge Politik mit Sexpartys, Korruption und Vorteilsnahme „glänzen“ – eine Gesellschaft also, die so verkommen ist, dass selbst ihr vermeintlicher Abschaum sich angewidert abwendet.“
-Ullrich Noller, WDR

„Trashig geht dagegen Angelo Petrella mit dem heutigen Italien um: Nazi Paradise (Pulp Master mit einer weiteren grandiosen Covergrafik des Hamburger Künstlers 4000). Eher eine lange Novelle über einen Hacker, der zwischen Bullen, Neo-Nazis, Hools, Mafiosi und abgestürzten, gewaltgeilen und zugedröhnten Existenzen herumtorkelt. Eine hübsche Milieu-Miniatur mit Blut und Kotze. “
-Thomas Wörtche, Leichenberg

„Sie haben richtig gehört: bei dem Ketten schwingenden Nazi, dessen sonstige Leidenschaften Prügeleien im Fußballstadion und obszöner Online-Sex sind, handelt es sich nicht nur um den Ich-Erzähler, sondern auch gewissermaßen um den „Helden“ des Bandes „Nazi-Paradise“ von Angelo Petrella. Und das ist nicht einmal eine Provokation, urteilt dazu unser immer auf der Suche nach dem Außergewöhnlichen sich befindender Rezensent.
„Nazi-Paradise“ ist in erster Linie ein einigermaßen fulminant geschriebener Bericht aus einer unglaublichen Welt, die irgendwo da draußen vor den Radiogeräten existieren muss. Denn natürlich gibt es das alles: Prügelnde Fußballrowdies, aggressive Nazis, skrupellose Hacker. Angelo Petrella hat versucht, einem von ihnen – wenn schon keinen Namen – so doch ein Innenleben zu geben. Manchmal merkt man dem Roman seine bemühte Haltung an. Denn ganz offensichtlich ist Angelo Petrella selbst weder Neonazi noch Fußballrowdy. Aber doch versucht er sich an der heiligsten Aufgabe der Literatur: Uns fremde Welten und Gefühle zu erschließen.“
-Andreas Ammer, Deutschlandfunk

Neapel: Der namenlose Ich-Erzähler und Abonnent von „Skin-News“ hat Pech. Beim Verdreschen des Negers, der eine Kameradin gebumst hat, fällt er den Bullen in die Hände. Für sie muss er den PC eines Villenbesitzers auf Capri cracken. Sonst gibt es Knast. Überraschende Memoiren eines Neofaschisten: Fix und dreckig.
-Arte.tv-krimiwelt-bestenliste, 1/2010

Was uns Petrella hier also vorführt, ist ein Mensch, der sich über Negatives definiert, antibürgerlich und jenseits von Weltanschauung. Man mag solchen Leuten tagtäglich begegnen, ohne sie zu erkennen, sie können Schlipse tragen und einer geregelten Arbeit nachgehen, also ganz normal sein. Sie verstecken das Desaster, das in ihnen wütet, während es Petrellas Skinhead offen zeigt. Genau diese Erkenntnis macht »Nazi Paradise« zu jenem kleinen großen Roman, der bei allen Extremen so gefährlich alltägliche Dinge auszuplaudern versteht. In einer unverputzten Sprache, einer schnellen Krimihandlung und mit Kriegsszenen in vor Hass brennenden Gehirnen.
-dpr, krimicouch 1/2010

„Nazi Paradise“ ist ein fieses kleines Kunststück von einem Roman, denn Angelo Petrella schreibt streng aus der Sicht des Hools, ganz direkt, in seiner ekligen Sprache. Schwarze heissen „Neger“, Frauen grundsätzlich „Schlampen“ (oder Schlimmeres, hier nicht Zitierfähiges), Linke sind das „Scheisskommunistenpack“. So zeichnet Petrella die Welt einer Randgruppe, wie sie ist. Übrigens ohne sich groß um Ideologie zu kümmern. Um die geht es hier niemandem – weder dem Autor noch seinen Figuren. Es geht um das Milieu der Rechten, und näher kann man ihm literarisch kaum kommen.
Der Trick ist, dass die Hauptperson nicht nur negativ rüberkommt, ganz im Gegenteil! Dieser zwar brutale, aber nicht unintelligente Typ wirkt immer wieder sympathisch, schon weil er ein solcher Verlierer ist, und seine Schilderungen der verkommenen bürgerlichen Gesellschaft muss man einfach treffend und oft sehr, sehr komisch finden. Das verblüfft und irritiert.
Fazit: Böses Buch! Gutes Buch!
-Antje Deistler, WDR

GERADEZU UNVERSCHÄMT DÜNN IST ANGELO PETRELLAS THRILLER „NAZI PARADISE“. AUCH DER TITEL IST EINE PROVOKATION. PARADIESISCHE ZUSTÄNDE FÜR NAZIS WILL KEINER HABEN. DOCH NEAPEL IST NICHTS ANDERES: DIE GESELLSCHAFT GELÄHMT, DIE POLIZEI KORRUPT, DIE STADT VERWAHRLOST. PETRELLA ERZÄHLT ATEMLOS AUS DER SICHT EINES NAMENLOSEN SKINS. DER HOOLIGAN, RASSIST UND CHAUVINIST ENTSPRICHT NICHT DEM GÄNGIGEN KLISCHEE EINES DUMPFEN IDIOTEN, ZUMAL ER SEIN LEBEN ALS HACKER FINANZIERT, INDEM ER SICH IN FREMDE KONTEN EINSCHLEICHT. DAS BLEIBT DER ORDNUNGSMACHT NICHT VERBORGEN, UND SO WIRD ER GENÖTIGT, BEI EINER PARTY IN EINER VILLA AUF CAPRI VERHÄNGNISVOLLE DATEN FÜR DIE POLIZEI ZU STEHLEN. EINE FARCE, DOCH SELTSAMERWEISE BEKOMMT SELBST EIN EHRLICHER NAZI IN DIESEM INTRIGANTEN IRRENHAUS MENSCHLICHE ZÜGE. SPANNEND, BRUTAL UND PERVERS. AUSFÜHRLICHER KÖNNTE MAN DIE SOZIALSTUDIE KAUM ERTRAGEN.
-Joachim Schneider, Badische Zeitung

Angelo Petrella ist nun dem Vorbild Balestrinis gefolgt und hat mit „Nazi Paradise“ einen rasanten, unkonventionellen, straffen und zugleich sprachlich höchst aufregenden kleinen Krimi vorgelegt. Das ist etwas Besonderes, nicht nur weil der Held außergewöhnlich ist. Sondern auch, weil Petrella sich vor jeder Verurteilung seiner Figur hütet.
-Walter Delabar, literaturkiritik.de

Der 1978 in Neapel geborene Petrella führt subejktive, rotzige Rollenprosa vor. Dux hat nie Lust, die Sache mal von der anderen Seite zu betrachten … der Staat begegnet ihm als Bande, die nur stärker, härter, fieser, aber nicht moralischer ist als die eigene Schlägerclique.
-Thomas Klingenmaier, Tagesanzeiger

Unter den Ultras in Neapel. Petrella erzählt atemlos von extremen Gruppierungen und von einer Wirklichkeit, die immer mehr ausser Kontrolle gerät.
-Wolfgang Bortlik, 20 Minuten

Wer einmal in Neapel oder auf Capri war, wird erschrecken , wenn er diese Buch liest. Denn es zeigt das Neapel eines jungen Nazi-Skinheads, der im Großstadtdschungel zwischen Fussball, Gewalt und der Suche nach der wahren Liebe überleben muss.
-Jörg Ehrnsberger, Stadtblatt Osnabrück

Petrella porträtiert einen neapolitanischen Skinhead mit neonarzistischem Freundeskreis als Sympathieträger – das ist natürlich harter Stoff.
-Günter G. Feld,  Heilbronner Stimme

Wer Italien-Folklore sucht, sollte dieses Buch meiden. Wem aber an einem unverstellten Blick auf psychosoziale Realitäten liegt, für den ist NAZI PARADISE ein heißer Tipp.
-Ulrich Kroegers Krimitipp

Dank der Wahl seiner Erzählperspektive und seines Antihelden vermag sie bildstark darzustellen, wie kaputt die dortige Großstadt-Gesellschaft geworden ist. Ein verstörender Kurzkrimi, der durchaus seine Qualitäten hat.
-Jürgen Seefeldt, ekz-Informationsdienst

Garantiert kein Stoff für den Liebhaber des englischen Kamin-Krimis. Ein kurzes, verstörendes Stuck mit Skandal-Potential.
-Walter Drechsler, Bücher