„Eine Supernova am Himmel über Kalifornien, davon träumt Banerjhee Rolf, einst Pharmakologe, nun von der Firma ausgemustert. Nur Madja verdient noch, seine Frau, aber das reicht für guten Wein, bekömmliche Speisen, viel Lesen. Dazu Geplausche mit Toby und Esmeralda nebenan, die Spaß haben mit Kokaindeals und Lotterien. Ärgerlich nur, dass ein Islamist mit Störsenderparolen den einzigen Pornokanal versaut. Jim Nesbit erzählt von den Interferenzen einer kaputten Gesellschaft in seinem roman noir „Dunkler Gefährte“, der Schwärze nicht aus Unterweltnocturnos bezieht, sondern aus der Endlosigkeit des Weltalls – der nur die sinnlose finale Aktion trotzen kann, die das Spiel beendet. Mit einem Derringer, einem Energiebündel von Waffe, die man nur einmal abfeuern kann – „danach muss man sich auf die Suche nach dem kleinen Stinker machen“.“
-Fritz Göttler, SZ
„Wer lebt, wandelt immer nur einen Schritt vom Abgrund, und Sicherheit gibt es nie, für niemanden – dieses viel beschworene, oft erzählte Grundthema der Kulturgeschichte ergänzt Jim Nisbet um eine aktuelle Variante, die fies grinsend mit den gesellschaftlichen Realitäten der Zeit des Krieges gegen den Terror spielt: Mag er moralisch auch noch so verkommen sein, der weiße Durchschnittswestler fühlt sich von dem Anderen (mit der etwas dunkleren Hautfarbe) bedroht, mag der auch noch moralisch integer durch sein westliches Leben schreiten.
Die Grenze zwischen „Gut“ und „Böse“ wird in „Dunkler Gefährte“ nicht nur in Frage gestellt – sondern zum Spielball einer aus den Fugen geratenen Realität, in der nicht die Vernunft über den Fortgang von Ereignissen zu bestimmten scheint, sondern bloßer Zufall.
-Ullrich Noller, WDR
„Wie man an einem einzigen Tag sein Leben versiebt (und überhaupt nichts dafür kann) hat Jim Nisbet in Dunkler Gefährte aufgeschrieben. Der indische Amerikaner Banerjhee Rolf bereitet seinen Umzug nach Chicago vor, seine Frau ist schon mal vorgefahren, und jetzt wäre fast alles in Ordnung, wäre da nicht der komische Proll-Nachbar und seine nackt herumlaufende Hippie-Tusse, die irgendwas von Banerjhee wollen. Sie laden ihn auf ein oder zwei Martinis ein, der Nachbar schaltet den Porno-Kanal ein, über den sich plötzlich bilder von 9/11 legen. Die Novelle beginnt mit einer geradezu enervierenden Ruhe und biegt in ein Ende ein, das vollkommen überraschend (und vollkommen glaubwürdig!) daherkommt. Und wenn dieses Ende da ist und ein paar Leute tot herumliegen, setzt Nisbet noch einen drauf. Das darf man nicht mal ansatzweise verraten, wer Bücher mit Happy End liest sollte woanders hinlesen, wer den Mut zu Überraschungen hat, der kommt hieran nicht vorbei. “
-Krimirundschau, ULTIMO
„Jim Nisbets „Dunkler Gefährte“ ist ein wunderbar lakonischer wie moderner Noir-Roman, der auf unsere Zeit wie der Sekundenzeiger auf den Minutenzeiger und der Minutenzeiger auf den Stundenzeiger der Uhr um zwölf Uhr mittags passt. Sein durch und durch bemerkenswerter Plot ist meisterhaft getaktet, eröffnet ganz ungewöhnliche Spannungs- und Überraschungsmomente und bietet übrigens in letzter Konsequenz einen der überraschendsten und „coolsten“ Romanschlüsse des Krimijahres 2009. Jim Nisbet? – Er dürfte, er darf in D nach diesem Buch kein Unbekannter mehr sein …“
-HS, Krimibuchhandlung Hammett
Los Angeles, Las Vegas: Das Unternehmen, dem Banerjhee Rolf jahrelang Intelligenz und Lebenskraft gegeben hat, wird durch einen Heuschreckenkonzern übernommen. Rolf ist arbeitslos, aber nicht unglücklich. Bis ihn sein dämlicher Nachbar auf einen Drink einlädt. Pechschwarze Satire auf Kalifornienträume.
-Arte.tv-krimiwelt-bestenliste, 1/2010
Und genau das ist „Dunkler Gefährte“: Ein Buch über Chaos und Ordnung, das uns die unappetitlichen Einzelheiten des American Dream vorführt (die sich inzwischen ja fast eins zu eins auf Deutschland übertragen lassen), die Auswirkungen brutalkapitalistischer Mechanismen auf den Einzelnen und ihre Widerspiegelung im Großenganzen des Kosmos. Dabei werden nicht nur die Gesetze der äußeren Natur, sondern auch die der inneren, der Moral und Ethik aufgehoben oder geraten in skurrile Turbulenzen.
-dpr, watching the detectives
Braver Bürger gerät in eine pervertierte Parallelwelt. Doch Nisbet, dessen Thriller 2006 für den renommierten Hammett-Award nominiert wurde, kann dem Thema neue Facetten abgewinnen, zumal er die Ereignisse von 9/11 verarbeitet. Ein hübsches Eigenheim im sonnigen Kalifornien, darin lebt Banerjhee Rolf, ein indischstämmiger, Biotechniker, Hobby- Astronom, -Gärtner -Philosoph, guter Vater und Gatte. Der Leiter der Qualitätskontrolle hat seinen Job durch eine feindliche Übernahme verloren und sieht sich mit einem neuen Nachbarn konfrontiert, der scheinbar nichts Besseres zu tun hat, als zu saufen, zu kiffen und sich über brave Bürger lustig zu machen. Seltsamerweise interessiert sich dieser Freak plötzlich für den Bilderbuch-Amerikaner: In seinen Pornokanal werden vaterlandsfeindliche Videopamphlete eingespeist – womöglich vom Nachbarn, dem Inder. Nicht nur Banerjhees Lebensentwurf bekommt bedrohliche Risse. Eine ganze Welt bricht zusammen. Das Chaos nimmt seinen tödlichen Lauf.
-Joachim Schneider, Badische Zeitung
Dunkler Gefährte Pulp Master beschreibt in ungewöhnlich eloquenter Prosa die Implosion und letztendlich finale Desintegration des arbeitslos gewordenen Pharmakologen Banerjhee, der lernen muss, dass die Welt nie so ist, wie man sie wahrnimmt. Ein sehr komischer, irrer und eigensinnig philosophischer roman noir.
-Thomas Wörtche, Leichenberg 2/2010
Nisbet gelingt es zudem, die gesamte Geschichte mit großer Souveränität und Genauigkeit zu erzählen. Die Hinweise auf die spätere Eskalation sind ausreichend, aber sparsam gesetzt. Die Plausibilität dessen, was erzählt wird, wird in hinreichendem Maße beansprucht und angestrengt. Mit anderen Worten: wahrscheinlich ist das alles nicht, aber denkbar und warum also nicht?.
Man kann das natürlich so lesen, dass auch in einem mittleren Helden Großes steckt, Gewaltiges und Gewalttätiges. Was läge auch näher? Andererseits ist Nisbets Krimi zugleich eine Ohrfeige für jene aufgeblasenen Schmöker, die sich mehr und mehr in Ausstattungen verlieren und keine erzählerische Ökonomie mehr aufweisen. Und mindestens das wird man ihm hoch anrechnen können.
-Walter Delabar, literaturkritik.de
Jim Nisbets „Dunkler Gefährte“ ist ein ebenso lakonischer wie moderner Noir-Roman, der unsere Identität in der gegenwärtigen sozialen und wirtschaftlichen Realität reflektiert. Gekonnt inszeniert Nisbet seine Geschichte in kurzen, scheinbar freien assoziativen Ketten von kurzen Episoden, Reflektionen über astronomische Phänomene und vielen Rückblenden, in denen Nisbets von Rolfs Vergangenheit erzählt; davon erzählt, wie Rolf zu dem wurde, der er heute ist. Nebenbei beleuchtet Nisbet dabei auch die Schattenseiten des American way of life, ohne jedes Moralisieren. Und doch unterliegt der Plot einer stringenten Ökonomie und treibt unmerklich, aber in großer Konsequenz auf ein überraschendes und doch logisches Finale zu.
-Claus Kerkhoff, Titel Magazin
Nisbet baut eine so ausweglose Situation auf, dass der Roman gegen das große Erzählschema des „bürgerlichen Romans“ anschreiben muss, demzufolge die Handlungen eines Individuums von einem freiwilligen Entschluss ausgehen. Banerjhees Schicksal resultiert aus blindem Zufall, der ihm keine wirklichen Optionen lässt und so auf ein Ende hinrast, dass einerseits überraschend, andererseits mit Witz und Sarkasmus ob seiner anscheinenden Unausweichlichkeit inszeniert ist. Nur wie diese Unausweichlichkeit sich darstellen wird, das wissen wir während der Lektüre noch nicht.
„Dunkler Gefährte“ ist ein böser, schlanker, ausgekochter, extrem wortgewaltiger und zudem ganz und gar philosophischer Kriminalroman.
-Thomas Wörtche, Deutschlandradio
Jim Nisbets „Dunkler Gefährte“ ist ein großer existenzialistischer Thriller, eine literarische Lehrstunde in Dramaturgie, Sprache und Fokussierung der Frage nach den Wahlmöglichkeiten des Lebens und der Philosophie des schnellen Glücks. Brillant und kompromisslos jongliert Nisbet klassischen Realismus und slapstickhafte Groteske und balanciert alles zusammen auf den rauchenden Trümmern des guten alten sozialkritischen Romans, wo – um es mit dem Vorwort des Verlegers und Übersetzers Frank Nowatzki zu sagen – „die Makel des Systems bloßgelegt“ werden.
-Gunther Grosser, Berliner Zeitung
…sticht positiv aus der Masse der Neuerscheinungen heraus und dürfte für all jene Leser lohnend sein, die weniger Interesse an Verbrechen und ihrer Aufklärung haben, sondern vielmehr von grausamen Zufällen fasziniert sind, die ein scheinbar vorhersehbares Laben in eine völlig andere Richtung lenken.
-Verena Burkeljca, ekz-Informationsdienst
„Man sieht nicht nur dabei zu, wie eine Existenz aus den Fugen gerät, sonder auch dabei, wie der Betroffene diese Ausweglosigkeit rational begründet. Wie unter dem Brennglas schließlich das Finale in Las Vegas. Wer glaubt , Roulette sei literarisch ein erledigtes Genre, erlebt hier sein blaues Wunder.“
-Hannes Hintermeier, FAZ