Rezensionen – Dreck

Ein Land feiert, spektakulär, mit allen Schikanen. Nicht nur den Jahres-, den Jahrhundertwechsel, sondern den eigenen Geburtstag: Australien ist am 1. Januar hundert Jahre alt geworden. Über die letzten zehn davon hat unter anderem der Autor Garry Disher erzählt, in seinen Kinderbüchern und Romanen, und vor allem in der Serie um Wyatt, den allerletzten der Independents vom fünften Kontinent. „Dreck“ heißt der Band, der eben auf Deutsch erschienen ist (Maas Verlag, 19,80 Mark) – der erste, „Gier“, ist im vorigen Jahr mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet worden. Endlose Wüste, verlassene Höfe, unrentable Erzminen, überall Dreck. Ein Land ohne Perspektiven, ohne Projekte. Der Originaltitel „Paydirt“ ist die nackte Ironie – vom großen Treffer, den er signalisiert, träumt hier keiner mehr. Auch Wyatt hat eben einen Job in Melbourne vermasselt, er wird wegen Mordes gesucht, hat nur noch ein paar Dollar, und ein Killer der Organisation ist ihm – wie er später, beinahe zu spät, bemerkt – dicht auf den Fersen. Er muss untertauchen und geht zu Leah, in Adelaide Hills. Fünf Jahre hat er sie nicht mehr gesehen. Als er in der Nacht ankommt, holt er die .38er heraus, überprüft aus Instinkt das ganze Haus. Dann steckt er die Waffe weg, umarmt Leah. Sie ist unwirsch, aber am nächsten Morgen erzählt sie von den Lohntüten in Belcowie – eine Gaspipeline in der Wüste, ein verrücktes Regierungsprojekt, 150 geile Bauarbeiter, die wöchentlich ausgezahlt werden müssen. Wie Oasen kommen einem die amerikanischen Hard-boiled-Romane vor nach den australischen Wyatt-Büchern. Nirgendwo emotionale Wärme, nur die staubtrockene Hitze, die alles Zwischenmenschliche ausdörrt. Jeder Kumpel ist immer auch ein Feind. Jeder wird erst mal für sich sorgen. Keine Aussicht auf Erfolg, selbst das organisierte Verbrechen leidet: Wie soll man in dieser gottverlassenen Wüste geklaute schwarze Limousinen an den Mann bringen?
-Süddeutsche

Auch wenn erst zwei Titel übersetzt sind („Gier“ erhielt zurecht als Import den deutschen Krimipreis und nun eben „Dreck“) wird klar, wohin die Gangsterballade führt: Abwärts. Disher erzählt die Geschichte eines Mannes, dessen Fähigkeiten nicht mehr zeitgemäß sind, in einer Umgebung von gnadenloser Brutalität und Hässlichkeit. Im Frittenbudenmillieu erscheint der eiskalte Engel Wyatt als letzter Gentleman, in dem von Gebrauchtwagehändlern und kleinen Drogendealern beherrschten Unorten am Rande des Outbacks als einziger Zivilist.
-Die Zeit

Hier kommt Wyatt. Das heißt, eigentlich machte Garry Dishers einzelgängerischer Berufsverbrecher schon im vergangenen Frühjahr die ersten Schritte in die deutsche Krimilandschaft — und sein Autor heimste für „Gier“ prompt den deutschen Krimipreis ein. Beste Gelegenheit also sich mit „Dreck“ in die auf sechs Bände angelegte Reihe bei Pulp Master einzuklinken. –Zitty

„Dreck“ erzeugt eine klare kalte Spannung, die atemlos macht und die Vorstellung unmöglich werden läßt, das Buch wegzulegen, bevor die letzte Zeile gelesen ist.
-Junge Welt