Wyatt im Ruhestand? Nicht so richtig vorstellbar. Sein Erfinder, der australische Autor Garry Disher, stolzer Träger des Deutschen Krimi Preises und bei Frank Nowatzkis edel-dreckigem Pulp Master Verlag bestens aufgehoben, hatte sich den Polizisten Challis und Destry zugewandt, die metro im Unionsverlag vorbildlich betreute. Lesernachfragen, möglicherweise auch solche des manchmal im Boxring die Fäuste schwingenden Nowatzki und wohl auch der Kitzel, es selbst noch einmal wissen zu wollen, bewogen Disher 2010 zur Reaktivierung. Gut Ding will ein wenig Weile haben, jetzt ist sie da, die sorgfältige Übersetzung des siebten Wyatt-Abenteuers. Volle Punktzahl für Nowatzki.
-Alf Mayer, Culturmag
Nach zehn Jahren Pause kann man Wyatt wieder bei der Arbeit zuschauen, der australische Schriftsteller Garry Disher hat seine großartige Reihe um einen perfektionistischen Berufskriminellen wieder aufleben lassen.
-Joey Schneider, Badische Zeitung
Besondere ethische und moralische Werte muss man in diesem Krimi von niemandem erwarten. Und so ist es unterhaltsam zu lesen, wie die handelnden Männer und Frauen dann doch noch ein bisschen niederträchtiger sind als erwartet. Mit lakonischem Ton und großer Freude am Treiben seiner Figuren schildert Disher eine verkommene Welt auf einem Kontinent, den man sonst eher mit Kängurus, Koalabären und vielleicht noch mit der Sydney-Oper in Verbindung bringt.
-Hans Jörg Wangner, Stuttgarter Zeitung
Er habe sich beweisen wollen, dass er es noch draufhabe, hat Disher auf die Frage geantwortet, warum er seinen alten Kumpel nun wieder rauben, morden lässt. Und deswegen hat er sich der härtesten Herausforderung unterzogen, die es für Schriftsteller gibt, eine ausgeschriebene Serienfigur zu reanimieren nämlich.
Das ist ihm natürlich gelungen. Aber nur die halbe Wahrheit. Der Rest der Wahrheit ist, dass Dishers Roman eine hartgekochte Hommage an den 2008 gestorbenen Donald E. Westlake alias Richard Stark ist.
-Elmar Krekeler, Die Welt
Auch wenn die Stunden mit dem eigenbrötlerischen Gangster nie ohne Blessuren abgehen, wirken die Treffen doch immer wie eine Frischzellenkur. Bei all seinen Macken sowie seiner politisch nicht ganz korrekten Berufung: Der Typ hat noch Prinzipien, und von seiner Ethik kann sich so mancher Moralapostel ’ne gehörige Scheibe abschneiden.
-Lars Albat, Choices / trailer
Melbourne. Erneut hat sich Profi-Verbrecher Wyatt mit Angebern und Gierschlünden eingelassen. Ein simpler Überfall auf einen Juwelier wird zum Kampf um Beute, Rache und eine starke Frau. Der hartgesottene Wyatt verblüfft durch Empfindsamkeit.
-Tobias Gohlis, Kimizeit-Bestenliste
„Der Gangsterroman fürs 21. Jahrhundert! Garry Disher gilt als Meister des Gangsterromans, sein Held Wyatt als legitimer Nachfolger des kaltschäuzigen Ganoven Parker, den Donald Westlake alias Richard Stark erschaffen hat. Dishers Romane aber haben diesen besonderen, warmherzigen Ton.“
-Robert Brack, Krimi-Zeit-Spezial
„Erzählt aus wechselnder Perspektive mit knappen Dialogen, scharfem Blick für Realitäten und spürbarer Freude am mehr und mehr misslingenden kriminellen Treiben seiner kernigen Figuren schildert der mehrfach ausgezeichnete Krimi-Autor eine moralisch verdorbene Gesellschaft, wie man sie wohl auch im fernen Australien antreffen kann. Für Liebhaber von lakonisch erzählten Noir-Krimis sicher ein Muss.“
-ekz-bibliotheksservice
„Disher erzählt geradlinig, mit hohem Tempo von einer reichlich verrohten Welt, in der jeder, vom Berufsverbrecher bis zur Polizistin, vor allem darauf bedacht ist, seinen Schnitt zu machen. Wyatt ist kein Robin Hood, er holt sich, was er kriegen kann. Moralische Bedenken spielen da keine Rolle. Die Geschichte ist gut und clever gemacht, zumal sich da ein gealterter Wyatt mit einer neuen Situation zurechtfinden muss. Für den sonst so kontrollierten Gangster gehört dazu diesmal auch eine emotionale Regung.“
-Frank Rumpel
Ein guter, alter Bekannter ist wieder da: Wyatt, der australische Profigangster, den Garry Disher als talentiertesten Zögling von Richard Starks (= Donald E. Wastlake) Parker entworfen hat. Dirty Old Town, heißt das neue Buch, bei Pulp Master mit einem wie immer grandiosen Cover des Hamburger Künstlers 4000 erschienen. Der erste Satz gibt gleich Drive und Groove des Ganzen vor, schnell, auf den Punkt: „Wyatt wartete darauf, einen Mann um fünfundsiebzigtausend Dollar zu erleichtern.“ Aber was sind letztlich fünfundsiebzigtausend Aussi-Dollars gegen Juwelen? Gegen viele Juwelen? Probleme gibt es allerdings, wenn der Einzelgänger Wyatt mit anderen Leuten kooperieren muss. Dann wird es hässlich, in dirty old town. Wyatt-Romane sind Spitze, eine ganz eigene Spielklasse.
-Thomas Wörtche, Leichenberg
„Dirty Old Town überzeugt durch einen ausgefuchsten Plot und ein erlesenes Ensemble fieser Charaktere. Gelegentlich verblüfft die Nonchalance, mit der Disher eine Figur unvermittelt auftauchen lässt, um sie, ist ihr Zweck erfüllt, eiskalt abzuservieren.
-Joachim Feldmann, Am Erkner
„Die Komposition ist routiniert aber nicht schematisch. Disher wechselt als allwissender Erzähler häufig die Perspektiven und erzählt die Geschichte aus Sicht der konkurrienden Verbrecher und der bestechlichen Ermittler. Und wie Westlake beherrscht er den staubtrockenen Sound des Hard-boilded-Genres souverän. Siehe erster Satz: „Wyatt wartete darauf, einen Mann um fünfundsiebzigtausend Dollar zu erleichtern.“ … Mag er noch der alte geblieben zu sein, die Welt und damit sein Operationsgebiet – Melbourne und Umgebung – sind nicht stehengeblieben. Die Rauheit der jungen australischen Gesellschaft hat sich durch verschärfte Okonomisierung noch gesteigert. Die „Dirty Old Town“ des nicht übersetzten Originaltitels beschreibt eine Großstadtregion, in der die soziale Schere weit auseinandergeht. Extremer Reichtum neben Armut, Herrschaftsgebiet der kalabrischen Mafia. Wenn Wyatt durch das südöstlich von Melbourne gelegene Mount Eliza fährt, beschreibt Garry Disher das so: „Eine endlose Strecke kleiner Häuser mit Ziegel-Verblendungen und voller bescheidener, leicht zu zerstörender Hoffnungen. Die Einwohnerschaft dieser Vororte bildete das Rückgrat von Regierungen, die sie steuerlich bis zum Anschlag belasteten und die ihre Söhne zum Sterben in fremde Kriege schickten.“
-Hannes Hintermeier, FAZ
Wyatt stiehlt, weil es sein Job ist. Er ist der Prototyp des prekär Beschäftigten im 21. Jahrhundert: ein schlecht abgesicherter Erwerbstätiger, der von den Krisen an den Finanzmärkten hart erwischt wird – und der zu alt ist für Hightech-Alarmanlagen und computergestützte Transaktionen. Also hält er sich mit Erpressungen und schnellen, schmutzigen Raubüberfällen über Wasser – bis ihm ein Koffer mit millionenschweren Derivaten in die Hände fällt. Es läuft auf einen Showdown hinaus, zwischen dem renitenten Globalisierungsverlierer Wyatt und einem französischen Möchtegern-Gangster, der als Kurier einer größeren Organisation von Kontinent zu Kontinent jettet und gestohlene Wertsachen und Wertpapiere unauffällig in den weltumspannenden kapitalistischen Verwertungszusammenhang einspeist. Die Welt als Beute: Die Geschichte der Globalisierung lässt sich am besten anhand von Verbrechen erzählen.
-Kolya Mensing, Der Tagesspiegel