Rezensionen – Die Toten schauen zu

Die Toten schauen zu“ rückte die Verbrechen der Nationalsozialisten schon damals ins Bewussstsein der Menschen, die ihn lasen – und er tut dies auch heute. In einer Zeit, in der Rassisten und Nationalisten in Deutschland, Schweden und vielen anderen Ländern marschieren, die AfD sich ein Parteiprogramm gibt und sich Hass gegen Flüchtlinge und Einwanderer ausbreitet, ist dieses Buch eine wichtige Mahnung an das, was schon einmal da war – und wiederkommen könnte. Zudem macht es sehr deutlich, was unsere Zeit von späten 1920er und frühen 1930er Jahren unterscheidet: Wir wissen, was passieren kann. Nichts ist mehr unvorstellbar. Und niemand kann hinterher sagen, wir hätten ja von nichts gewusst.
-Zeilenkino, Sonja Hartl

„Ein Buch, das sich nahtlos in das rabenschwarze Programm des berüchtigten Pulp Master Verlags einreiht.
Ein Verbechern während des zweiten Weltkriegs. Eine Zeit, die so surreal und brutal erscheint, dass es ganz besondere Stimmen braucht, um uns den stickigen Rauch und die blutgetränkte Erde so authentisch wie möglich nach Hause zu bringen. Eine Zeit in der das Böse noch leichter definierbar war. Kersh hatte seine Schreibfeder am Puls der Zeit liegen und genau das macht dieses Buch so gut. Seine Sprache genaustens präzesiert und seine Geschichte als tickende Zeitbombe für die Leser damals und alle, die danach kamen niedergeschrieben.“
-Marc Morsk, Roqueblog

»Die Toten schauen zu ist ein bewegender Roman voller berührender Szenen. Man muss dem Verlag und den beiden Übersetzern dankbar sein, dieses Buch auch für die deutschen Leser zugänglich gemacht zu haben.“
-Dietmar Jacobsen, literaturkritik

Bestürzend, wie Kersh mit sicherer Hand die zynische Mordlust der Himmlers und der Heydrichs und all der anderen Nazis zeichnete – und bestürzend auch die Parallelen, die die Übersetzerin Angelika Müller im Nachwort zu den Entwicklungen der europäischen Gegenwart zieht. Gerald Kersh beweist: man hat es damals wissen können. Und heute – muss man es wissen.
-Hansjörg Wangner, StZ

Das reicht eigentlich schon, damit einem über dem AfD-Programm so richtig schlecht wird. Nicht nur, dass man heute, wenn man beispielsweise Gerald Kershs Lidice-Roman „Die Toten schauen zu“ liest, nicht anders kann, als alles Gerede von der Herausgehobenheit alles Deutschen für komplett irre zu halten … Es tut jedenfalls weh, dieses Buch. Man wünschte es sich statt „Mein Kampf“ oben in den Bestsellerlisten. Immerhin ist es überhaupt auf Deutsch erschienen. Nach 73 Jahren. Und doch genau zur richtigen Zeit.
-Elmar Krekeler, Die Welt

„Dudicka“, Tschechoslowakei 1942. Angelehnt an das reale Verbrechen, die Zerstörung von Lidice durch Polizeikräfte und Wehrmacht NS-Deutschlands, erzählt Gerald Kersh in diesem grandiosen Roman von 1943, einer literarischen Parallele zu PicassosGuernica, von Vernichtung, Angst und Tapferkeit.
-KrimiZEITBestenliste

„Ein Realismus der Imagination, Gerald Kersh erzählt den Vernichtungskrieg mit bewegender und grausamer, mit märchenhaft brachialer Poesie, so weise wie Frau Pliva , die Hebamme. »Frau Pilva hatte ihre Hand am Bauch des Morgens und wusste, dass der Tag Ungeheuer gebären würde. “ -Fritz Göttler, SZ
Es gibt genau einen Grund, warum es trotz all der Grausamkeiten möglich ist, dieses Buch zu Ende zu lesen, und es ist derselbe, der es zu einem ganz großen Stück Literatur macht: Die Prosa von Gerald Kersh. Die Wärme, die uns aus seinen Sätzen entgegenstrahlt und die rührende, ja im Grunde genommen väterliche Fürsorge, die er „seinen“ Dorfbewohnern auch im Tod noch entgegenbringt, sind in der von ihm beschriebenen Welt so fehl am Platz, dass es einen zu Tränen rührt … Man möchte dem Übersetzerduo Ango Laina und Angelika Müller danken, die diesen bildgewaltigen Text gebändigt und in unsere Sprache übertragen haben, ohne ihn dabei seiner Strahlkraft zu berauben. Und klammheimlich möchte man sich auch selbst ein wenig gratulieren – denn eine intensivere Leseerfahrung wird man dieses Jahr wohl nicht mehr machen.
-Alexander Roth, CulturMag

Es ist ein Roman über Lidice, aber auch nicht. Heydrich und Himmler treten karikaturistisch überzeichnet als Logiker von Völkermord und Rassenwahn auf. Die Himmler-Figur Horner schwadroniert: „Angeblich, so heißt es, könne man ein ganzes Volk nicht eben mal so auslöschen. Es ist unsere Pflicht, unsere absolute Bereitschaft erkennen zu lassen, genau das zu tun.“ Diese Auslöschung wird exemplarisch an den „slawischen Sklaven“ von Dudicka exekutiert. Kersh stellt sie uns in ihrer schwejkhaften Harmlosigkeit in idyllischen Szenen vor, die immer deutlicher in Schrecken umschlagen.
-Tobias Gohlis, Die ZEIT

Die poetische Expressivität dieses Romans, die über die Jahre nichts an Wirkung verloren hat, wirkt beim Lesen in zwei entgegengesetzte Richtungen. Zum einen steigert sie die verzweifelte Empathie mit den Figuren. Zum anderen ist dabei auch ein Effekt ästhetischer Überhöhung wirksam, der das Geschehen fast ein wenig ins Surreale entrückt. Es ist, als wäre man gleichzeitig ganz dicht dran und ganz weit weg. Was soll man noch sagen: Ja, es ist furchtbar. Und furchtbar grandios geschrieben.
– Katharina Granzin, FR