Aufmerksame Leser dieses Blog werden wissen, dass wir mit unserem Rennpferd Mooniac das Ziel hatten, die Marke Pulp Master ins Starterfeld des 150. Deutschen Derbys zu hieven.
Im Vorfeld vertrat Gregor Baum, Vorstand der Besitzervereinigung, dann auch die Sichtweise der Besitzer und Züchter, wonach das Derby der Motor aller Bemühungen sei, ein Rennen, das schlaflose Nächte vor Aufregung denen bereite, die dabei sind, und vor Entäuschung denjenigen, die nicht dabei seien. „In keinem Fall können in zweieinhalb Minuten so viele Hoffnungen erfüllt oder zerstört werden wie im Derby.“
Pulp Master war immerhin f a s t dabei.
Ich stellte mir kurz vor, wer eigentlich von einer Abschaffung des Sports profitieren würde, und sogleich kam mir das Zitat von William S. Burroughs in den Sinn:
“What does the money machine eat? It eats youth, spontaneity, life, beauty and above all it eats creativity. It eats quality and shits out quantity.”
Ich stellte mir ferner kurz vor, was mit den schönen, grünen Rennbahnflächen – den tradionellen Ausflugszielen für Familen und Sportinteressierte – passieren würde: Sie würden vermutlich als kommerziell interessante, stadtnahe Filetstücke angesehen und zu Höchstpreisen an Baulöwen verscherbelt. Und würden die Pferde von ihrer »neuen Freiheit« profitieren? Pferde, die seit Jahrhunderten in enger Beziehung zum Menschen stehen, wie die informative Doku Die Geschichte von Mensch und Pferd zeigt? Wohl kaum, wie man an der globalen, industriellen Land- und Forstwirtschaft und der kleiner werdenden Urwälder samt ihren sterbenden Wildtieren sieht. Alles, was heutzutage keinen kommerziellen Nutzen hat, steht der Megamaschine im Weg. Selbst die letzten Naturschutzgebiete hierzulande sind nichts anderes als von Autobahnen und Landwirtschaft abgegrenzte Flächen, in denen auf die letzten Wildtiere, ihrer natürlichen Wanderrouten beraubt, nur noch eines wartet: die Inzucht. Wer also den Galopprennsport abschaffen möchte, sollte sich zunächst darüber Gedanken machen, wie man eigentlich die Megamaschine in all ihrer Komplexität, die überall hinreicht, in den Griff bekommt. Und vielleicht sollte man erst mal darüber nachdenken, warum der Galoppsport erhaltenswert ist und wie eng die Kommunikation zwischen Pferd und Reiter stattfindet. Und zwischen Pferd und Trainer und dem Stallpersonal.
Doch zurück zu Mooniac. Er sollte auf passender Steher-Distanz und auf durchlässigem Boden nach dem heißen Sommer wieder aufgebaut werden und stellte sich am 18.9. in einem Ausgleich 3, dem Wettstar Cup, in Hannover vor. Die Sportwelt sah ihn trotz seines Faupax in Hoppegarten in einer recht offenen Prüfung wieder als Favoriten. Danach schrieb sie in ihrer Ergebnisausgabe: »Mooniac übernahm im Schlussbogen das Kommando und zog bis zur Linie durch.«
Jockey Bauryrzhan Murzabayev: »Es war wie beim letzten Sieg in Hannover, als der Boden auch gepasst hat. Da ist noch eine Menge Luft nach oben.«
https://galopponline.de/news/galopp-news/traditionspruefung-dresden-ehemalige-derby-hoffnung