Spätestens seit seinem Storyband ASCHE ist Sven Heuchert aus der rheinländischen Provinz auf unserem Radar, denn Geschichten über Loser, Malocher und Kriminelle kommen nicht so oft so unprätentios aus deutscher Feder.
Das dürfte auch dem Ullstein Verlag nicht entgangen sein, der jetzt versucht mit Heucherts Debütroman auf den fahrenden Noir-Zug aufzuspringen, nachdem der Kriminalroman hier in letzter Zeit schlimm vernachlässigt und selbst namhafte Giganten wie Ellroy fast stiefmütterlich behandelt wurden. DUNKELS GESETZ nimmt den Leser mit in ein verlassenes Kaff nahe der belgischen Grenze, in dem Frust, Perspektivlosigkeit und eine stillgelegte Grube vorherrschen. Tankstellenbesitzer Achim will kein Abgehangener mehr sein und entwickelt eine eigene Theorie wie man mit Hilfe des halbseidenen Gastronom und Investoren Falco ins Drogengeschäft einsteigen kann. Auch dass Achim seine neue Flamme mit ihrer schönen Tochter Marie bei sich wohnen lässt, geschieht nicht ganz uneigennützig. Als der desillusionierte Ex-Legionär Richard Dunkel als Security-Mann für die Grube angeheuert wird und Achims Bande auf die Füße tritt, explodiert nicht nur die Gewalt. Wie es sich schon in ASCHE angedeutet hat, geschieht dies bei Heuchert weder plakativ noch spektakulär, eher leise und präzise wie ein Schlangenbiss.
„Tageslicht drang in die Werkstatt und zeigte die Dinge wie sie wirklich waren.“
Überhaupt erinnert er in seiner Herangehensweise sogar ein wenig an Garry Disher, der es mit kurzer, knapper verdichteter Prosa schafft, selbst die übelsten Kanaillen und Landstriche atmosphärisch und realitätsnah zu skizzieren. Auch das Eingangszitat von Ulf Miehe dürfte bewusst gewählt worden sein. Stark beeindruckt auch die Szene, wie Achim mit den pechschwarzen Rappen Air Lift Marie beeindrucken will und mit seinem Pferdewissen prahlt. Hier scheinen literarische Vorlieben durch und man kann sich vorstellen, wen Sven Heuchert alles im Buchregal zu stehen hat. Wenn dir deine Berechnung sagt, dass auch ein zweiter, dritter oder vierter Favorit irgendwann den Favoriten schlagen kann, dann sollte man Sven Heuchert nach seinem Debüt bereits heute schon nicht mehr aus der Viererwette rauslassen.
Dunkels Gesetz, Sven Heuchert
Ullstein, 187 S., € 14,99