Pulp 30
Buddy Giovinazzo (zum Autor…)
Cracktown
2009
EUR 12,80
ISBN 978-3-927734-12-8
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Cracktown, Endstation. Es gibt kein Zurück. Wer hier angekommen ist, den hat die Gesellschaft längst abgeschrieben. Dem bleiben nur Crackträume. So die transsexuelle Prostituierte Marybeth und ihr Mann Benny, ein Crackhead und Einbrecher, die versuchen, ein normales Leben zu führen. Oder der ultrabrutale Romeo, der mit seiner Gang die Straßen terrorisiert. Manny versucht indes, seine Familie mit Nebenjobs über Wasser zu halten, und schuftet Tag und Nacht, während sich der 10-jährige Willy eher um seine Schwester sorgt als die von ihrem gewalttätigen Lover abhängige drogensüchtige Mutter. Die allgegenwärtigen Drogen zerstören alles und jeden.
Die sich gelegentlich kreuzenden Short Cuts verwebt Giovinazzo zu einem episodenhaften Panorama der Armut und Verzweiflung, das die verbrannte Erde offenlegt, inmitten der Großstädte Amerikas.
„Poesie der Hölle“ heißt die deutsche Ausgabe von Buddy Giovinazzos zweiten Roman „Poetry and Purgatory“ (1996). Ein Titel, der auch seinem Debüt von 1993, „Life Is Hot in Cracktown“, das Pulp Master just in einer neuen, mir sehr gelungen scheinenden Übersetzung vorgelegt hat, gut zupass käme. In sechzehn lose miteinander verknüpften Erzählungen entwirft der seit langem auch in Berlin ansässige amerikanische Filmemacher und Autor das Bild einer von Drogensucht und exzessiver Gewalt verheerten Gesellschaft, aus der es auch für die wenigen, die noch von einem „anständigen Leben“ träumen, kein Entkommen gibt. Wer in „Cracktown“, so der schlichte deutsche Titel, zur Welt kommt, ist schon verloren. Giovinazzo erzählt vom Leben und Sterben in einem Stadtteil, für den das schöne deutsche Wort „sozialer Brennpunkt“ wie ein höhnischer Euphemismus wirkt, auf brutal-sachliche Weise. Satz für Satz manifestiert sich die Übermacht des Faktischen, und es entsteht eine Prosa von beinahe lyrischer Qualität. Und es ist eben diese Verwandlung einer schrecklichen Realität in Poesie, welche die Lektüre dieses aufregenden Buches zu einer sehr ambivalenten moralischen Erfahrung werden lässt.
-Joachim Feldmann, Culturmag